Fazit:
Den ganz großen Spielwitz konnten heute beide Nationen bis auf eine dynamische Anfangs- und turbulente Schlussphase nicht entfachen, das lag aber auch daran, dass man den Vergleich als ernsten Test einstufen durfte. Die Russen legten fulminant los und hätten in der ersten Viertelstunde gegen die noch nicht sortierte Defensive des WM-Gastgebers durchaus in Führung gehen können, ab da verflachte das Spiel aber zusehends. Brasilien übernahm die Kontrolle, konnte sich aber wenig echte Chancen erspielen und Russland verlegte sich auf Konter, bliebt aber viel zu passiv. Erst die zu diesem Zeitpunkt schmeichelhafte Führung brachte noch einmal Leben in die Partie, Brasilien konnte durch den besten Angriff der Partie ausgleichen und danach hatten beide Teams sogar noch Gelegenheit auf den Siegtreffer in der Nachspielzeit. Das war es von hier aus, einen schönen Abend noch!

Und auch die Russen haben noch eine letzte Chance: Kerzhakov flankt wunderbar diagonal von links an allen vorbei in den Strafraum, doch am langen Pfosten erwischt Shirokov den Ball nicht recht. Das hätte es sein können! Danach ist hier Feierabend!

Die reguläre Spielzeit ist abgelaufen, drei Minuten schaut sich Webb das hier noch an. Brasilien will es jetzt wissen, wieder ist Hulk beteiligt, doch diesmal kommt seine Flanke in die Mitte nicht durch.

Vor allem dem eingewechselten Hulk begührt ein großer Teil des Treffers, weil er Marcelo mit seinem tollen Anspiel in den Rücken der Abwehr schickt. Fred hatte schon gegen Italien getroffen und markiert insgesamt seinen elften Treffer im Trikot der Seleção.

Tooor für Brasilien, 1:1 durch Fred
Geht doch! Endlich mal Kombinationsfußball zwischen Marcelo und Hulk, welcher den Außenverteidiger per Doppelpass in den linken Strafraum schickt. Der bedient am Fünfer den Torschützen, der nur noch seinen Schlappen hinhalten muss.

... den die Seleção mit einer schwachen Ausführung dann herschenkt.

Gelbe Karte für Andrey Eshchenko (Russland)
Das ist nicht unspannend, weil Hulk am linken Sechzehner am Außenverteidiger vorbeigeht und den Stürmer denkbar knapp vor der Strafraumgrenze legt. So gibt es aber nur Freistoß...

Darüberhinaus präsentieren sich die Südamerikaner aber weiterhin größtenteils reichlich planlos.

Nächste Chance: Hulk setzt Fred ein, doch dessen Schuss geht drüber.

David Luiz per Kopf! Nach einem Freistoß von der rechten Seite kommt der Innenverteidiger aus acht Metern zum Kopfball, doch der zu zentrale Versuch wird von Gabulov auf der Linie abgefangen.

Der Stürmer von Atlético Madrid kommt zu seinem zweiten Länderspiel, nachdem er am Donnerstag gegen Italien schon eingewechselt wurde.

Wie dem auch sei: Russland führt hier, irgendwie, und könnte zum ersten Mal in der Historie die Südamerikaner schlagen. Wie viel kann die Seleção jetzt noch zulegen?

Das Tor ist fast Slapstick, weil Russland mit zig Versuchen scheitert und Brasilien den Ball nicht aus der eigenen Box wegbekommt und nur hinterherstolpert. Erst blockt Hernanes Kerzhakov, dann Fernando den Versuch von Shirokov auf der Linie, doch gegen den Rebound des Torschützen kann kann niemand mehr etwas ausrichten, Júlio César ist da auch schon längst geschlagen.

Tooor für Russland, 0:1 durch Viktor Fayzulin
Wilde Szenen: Russland kombiniert sich in den Sechzehner und nachdem Aleksandr Kerzhakov und Roman Shirokov aus der Nahdistanz am Keeper oder sich dazwischenwerfenden Abwehrspielern scheitern, schiebt im dritten Versuch der rechte Außenspieler mittig ein.

Gelbe Karte für Hernanes (Brasilien)
Er räumt im Mittelfeld Andrey Eshchenko weg und das ist eher eine Ansage von Webb, die Geschichte nicht ausarten zu lassen.

Und dann sind auch schon die letzten 20 Minuten angebrochen. Wer riskiert hier noch wie viel?

Die Ausführung von Dani Alves wird geklärt, der zweite Ball landet bei Neymar, der es ganz künstlerisch mit der Innenseite von der Strafraumgrenze probiert, doch den Ball nur in die Arme von Gabulov schlenzt.

Und auch er sieht, dass auf einem sehr mäßigen Niveau sein Land überlegen ist, nächster Freistoß von rechts.

Der eine Lokalmatador geht und in gewisser Hinsicht kommt ein anderer: Hulk spielt in St. Petersburg und tritt nun gegen drei Mannschaftskollegen auf der Gegenseite an: Shirokov, Faizulin und Kerzhakov

Roman Shirokov muss behandelt werden, hat sich bei einem Foul an Kaká irgendwie selbst verletzt.

Dass Neymar da drei Meter vor dem Tor eine Kerze köpft sieht unglücklich aus, aber Ball war für den Stürmer einfach ein wenig zu hoch und er befand sich zudem in Rücklage.

Leichte Unruhe vor Gabulov: Einen langen Ball aus dem rechten Halbfeld bringt Neymar am langen Pfosten nicht aufs Tor, die resultierende Kerze gelangt über Umwege zu Marcelo an der Sechzehnergrenze, der aber auch nicht durchkommt.

Und so mühen sich die Südamerikaner seither ab, Großchancen Fehlanzeige.

Der Auftritt der Osteuropäer ist mal wieder weder Fisch noch Fleisch, wie so oft. Zu Beginn haben sie aufblitzen lassen und gezeigt, dass man die Besten mit seiner Spielfreude beeindrucken kann. Doch zu oft können sie nicht das Potential abrufen und seit der Anfangsphase steht man hinten einfach "nur noch" sicher.

Schiedsrichterball und der Ball geht fair wieder zurück zum WM-Gastgeber, die den nächsten Offensivversuch starten.

Der Innenverteidiger muss aber behandelt werden, es geht allerdings dann gleich weiter.

... der Akteur von den Blues schießt jedoch nur Berezutskiy in der Mauer ab, auch der Nachschuss wird geblockt.

Gute Freistoßposition: Denis Glushakov foult Neymar etwa 25 Meter zentral vor dem Kasten und David Luiz legt sich die Pille zurecht...

Tja und Russland? Da kommt nicht viel.

Wieder geht es über Kaká, der sich hier zu Beginn dieses Durchgangs auch mehr zeigt, doch er und Fred holen nur die Ecke heraus, die dann versandet.

Brasilien legt hier ambitioniert los, aber wir vergessen nicht, dass die Seleção auch im ersten Durchgang im Verlauf mehr vom Spiel hatte, sich aber wenig Zwingendes erspielen konnte.

Aber dann! Neymar zieht in die Mitte, lässt aus 17 Metern einen Schuss ab und Keeper Vladimir Gabulov hat das schon so seine Problemchen, lässt das Ding fast fallen.

Auch der nächste Versuch über Dani Alves und Neymar wird von der russischen Defensive abgefangen.

Die erste Aktion der Halbzeit gehört den Gelben: Kaká geht in den linken Sechzehner, holt die Ecke heraus, die dann aber nichts weiter einbringt.

Während Brasilien unverändert in diesen Durchgang geht, testet Fabio Capello: Oleg Shatov von Anzhi besetzt in seinem erst zweiten Länderspiel den rechten Flügel neu, Ex-Chelsea-Spieler Yuriy Zhirkov kommt für den heute in der Startelf unauffälligen Kokorin und Kombarov übernimmt als Außenverteidiger.

Halbzeitfazit:
Ohne Tor verabschieden sich die Teams in die Katakomben, weil nach einem sehr dynamischen Start die Defensivreihen im Verlauf immer weniger zuließen. Den Osteuropäern gehörte die erste Viertelstunde, in der eine unsortiert wirkende Hintermannschaft der Seleção viel erlaubte und ein Tor der Russen nicht unverdient gewesen wäre. Danach nahm Brasilien die Partie immer mehr in die Hand, konnte sich aber bis auf Halbchancen nichts herausspielen. Dass man hier trotz des freundschaftlichen Charakters aber nicht vollends mit offenem Visier agiert zeugt auch davon, dass beide Teams dies als seriösen Vergleich werten.

Beide Teams nehmen hier vor der Pause noch einmal etwas Tempo auf: Schnell ist der Ball wieder am anderen Strafraum bei Aleksandr Kerzhakov, dessen Schuss aber ein paar Meter über die Latte rauscht.

Und so kennt man die Brasilianer auch: Fred wird im Strafraum gut eingesetzt, doch er versucht den Doppelpass mit der Hacke und das ist dann zu verspielt und misslingt auch amtlich.

Plötzlich der Konter! Die Sbornaya schaltet schnell um, am Strafraum steht Aleksandr Kerzhakov eigentlich alleine gegen drei, verschleppt und schirmt aber den Ball so lange ab, bis Verstärkung eintrifft. Das geschieht in Person von Viktor Fayzulin, der links überläuft, den Schuss aber dann ans Außennetz setzt.

Vor allem Lokalmatador Oscar, der ja zu dieser Spielzeit zu den Blues gewechselt ist, macht auf links viel Alarm und setzt sich ein, aber es bleibt Stückwerk.

Seit langem wagt sich der dritte der Europameisterschaft 2008 nach vorne, erst kommt eine Flanke nicht durch und dann wird der Versuch von Shirokov, auf Bystrov in die Box durchzustecken, von einem langen Abwehrbein gestoppt.

Den Zuschauern macht das etwas zähe treiben auf dem Rasen derweil nichts aus: Die Welle schwimmt durch die Stamford Bridge!

Brasilien ist dem entgegen weiterhin bemüht, bleibt aber immer wieder an vielen russischen Beinen hängen. Auch hier Kaká, der an der Box auf Neymar durchstecken will.

Die Osteuropäer haben nach dem stürmischen Beginn deutlich abfallen lassen, die Goalgetter der russischen Liga, Kerzhakov und Kokorin, sehen vorne kaum Bälle.

Das ist schon vielversprechender: Marcelo flankt in den Strafraum, Fred grätscht heran, ihm fehlen aber die berühmten Zentimeter, um den Ball auf den Kasten zu bringen.

Schlecht von Neymar! Er wird beim Konter in der Box angespielt, Oscar überlauft auf links, doch den Star lässt das eiskalt, er dribbelt sich gegen drei lieber fest.

Beide Teams haben sich nun etwas aufeinander eingestellt, die Abwehrreihen halten.

Neymar aus spitzem Winkel! Brasilien zieht über links auf, über Kaká geht es zu Fred, der den Stürmer steil in die linke Box schickt. Der Abschluss saust dann aber doch deutlicher am kurzen Pfosten vorbei und ist auch zu hoch angesetzt.

Die Aktuere holen derzeit Luft, hoffentlich für die nächsten turbulenten Szenen in den Strafräumen.

Hernanes versuchts lang auf Fred, doch der Pass des Sechsers ist zu lang und segelt ins Toraus.

Die Seleção hat die stürmische Anfangsphase des Gegners offensichtlich überwunden, kontrolliert nun Gegner und Ball im Mittelfeld und zieht vorsichtig auf.

Für einen freundschaftlichen Kick ist hier aber mittlerweile viel Dampf drin und das haben wir ja eigentlich auch so erwartet.

Und plötzlich hat das Team von Fabio Capello hinten Probleme, Fred bringt den Ball aus dem Halbfeld in den Strafraum in Richtung Neymar am Fünfer, doch der Stürmer von Santos kann den Ball nicht kontrollieren und verpasst daher eine Großchance.

Die Szene geht auf der anderen Seite weiter: Oscar nimmt den Ball auf, flankt scharf an den Fünfer, wo Neymar nur knapp verpasst.

Aber immerhin mal Offensivaktionen der Seleção jetzt: Freistoß herausgeholt von Marcelo gegen Ignashevich auf der linken Offensivseite, den Freistoß köpfen die Russen aber aus der Gefahrenzone.

Kaká und Oscar probieren es per Doppelpass beim Konter, doch der finale Pass in den Sechzehner bleibt dann hängen.

Brasilien schafft es aktuell, mal etwas Ruhe in die eigenen Aktionen zu bringen und sorgen sogar für Entlastung.

Nächster Versuch, doch dieser Schuss aus 22 Metern halblinks auf die linke untere Ecke ist eine dankbare Aufgabe für Júlio César.

Und auch die Konter der Seleção versprühen noch wenig Esprit.

Die Führung wäre langsam nicht unverdient, Russland macht Druck, kann sich immer wieder in den Strafraum des in traditionellem gelb-blau spielenden WM-Gastgeber kombinieren und da brennt es regelmäßig lichterloh.

Und wieder vogelwild: Erneut kommt eine Flanke auf den langen, linken Pfosten durch, Berezutskiy verpasst und dahinter kann Hernanes dann den Schuss von Glushakov aus allerdings ganz spitzem Winkel abblocken.

Kerzhakov! Die Russen bleiben dran, bringen das Leder zurück in den Strafraum, wo rechts auf den 22-fachen Torschützen Kerzhakov abgelegt wird, sein Schuss aus 10 Metern streift aber am linken Pfosten vorbei.

Die Abwehr der Seleção wirkt in diesen ersten Minuten nicht sattelfest: Ein Freistoß von der rechten Seite wird am langen Pfosten von Stürmer Kokorin noch einmal an den FÜnfer geköpft, erreicht dort aber niemanden! Die Defensiven decken in dieser Szene schön den Rasen.

Diesen Andrang verdient den Klang der Partie auch eigentlich, es passiert aber weiterhin recht wenig auf dem Rasen. Die Abtastphase ist in vollem Gange.

Auf den Rängen scheinen die Südamerikaner hier in London die größere Zahl der Anhänger zu haben. Die Stamford Bridge ist übrigens gut gefüllt, wahrscheinlich sogar ausverkauft.

Ansonsten sortiert sich die Szenerie noch ein wenig, Russland kommt etwas besser ins Spiel.

Ein erster Freistoß der Sbornaya verspricht gleich Gefahr: Der erfahrenste im Kader, Sergey Ignashevich von CSKA, lässt einen Direktversuch aus 30 Metern ab, Júlio César im Tor des Weltmeisters von 2002 wackelt gegen den zentralen Flatterball mal amtlich, lässt nach vorne abtropfen und die Abwehr schlägt den Ball dann aus der Gefahrenzone.

Und damit rein in die prominente Partie, die auch von einem prominenten Unparteiischen geleitet wird: Howard Webb.

Die winterlichen europäischen Bedingungen dürften den Osteuropäern eher liegen, wobei die Vorbereitung mit An- und Abreise nach Belfast alles andere als gut war. Fabio Capello bekräftigte aber noch einmal, dass es vollkommen unmöglich war, im Windsor Park ein Spiel auszutragen und man damit nun leben müsse. Scolari wurde natürlich nach seiner Zeit bei den Blues befragt, hielt sich aber bedeckt und äußerte sich positiv über die damalige Zeit. Er hoffe nur, dass er beim Nationalteam länger arbeiten dürfe. Bei Chelsea waren es damals nur sieben Monate.

Auf der Gegenseite sind im Gegensatz dazu Legionäre ein Fremdwort, man setzt auf die einheimischen Blöcke aus Moskau, St. Petersburg und Makhachkala. Einzig Ersatzkeeper Sergei Ryzhikov bildet die Ausnahme und stößt von Rubin Kazan mit in den 25er Kader. Statt Igor Akinfeev darf heute mal Ersatzkeeper Vladimir Gabulov, Kapitän Igor Denisov muss verletzungsbeding passen und auch der erfahrene Mittelfeldstratege Yuriy Zhirkov findet sich nur auf der Bank wieder. Dafür rücken Denis Glushakov (Lokomotiv Moscow) und Stürmer Aleksandr Kokorin herein, der für Dynamo Moscow in der ersten russischen Liga bereits neunmal traf und damit hinter Kerzhakov der zweitbeste einheimische Goalgetter ist.

Beim Anschauen des Kaders wird deutlich, dass die Seleção immer noch viel Qualität besitzt, der Hunger nach einem WM-Titel im fußballbegeisterten Land ist aber ungleich größer und in den letzten Auflagen hatte man gegen die europäische Übermacht vergleichsweise wenig zu melden. Dieser Tage versucht man neben den Legionären auch einheimische Spieler zu integrieren, diesmal ist zum Beispiel Osvaldo aus São Paulo mit dabei und auch sonst versucht man das Team etwas zu entschlacken. Jüngst sind ja eben deshalb auch Luiz Gustavo und schon genannter Dante von Bayern aufgerückt.

Im Gegensatz zum Spiel gegen Italien nimmt Scolari drei Änderungen in der Startaufstellung seines 20er-Kaders vor: Er tauscht die komplette defensive Verteidigungsreihe aus, nimmt Filipe und Bayerns Dante heraus und bringt Thiago Silva von PSG und Marcelo von den Königlichen. Außerdem stellt er auf 4-4-2 um, setzt Hulk auf die Bank und bringt Kaká im Mittelfeld.

Denn die Sbornaya gehört zwar in der jüngsten Vergangenheit wieder verstärkt zu dem Kreise derer, denen man in großen Turnieren etwas zutraut, doch insgesamt kann man nicht in die europäische Elite vorstoßen. Eigentlich hätten die Russen in ihrer Europa-Qualifikationsgruppe F am Samstag in Nordirland antreten müssen, doch der nicht enden wollende Winter ließ ein Spiel im Norden von Großbritannien nicht zu. Insofern ist dies auch für die Russen der einzige Test, was dafür spricht, dass auch die Osteuropäer dieses Spiel wie einen Ernstfall behandeln dürften.

Wie immer muss auch Brasilien als Austräger der WM im nächsten Jahr sich seine "Pflichtspielerfahrung" in Freundschaftsspielen holen, denn am vollgepackten Qualifikationsplan der anderen Nationen nimmt die Seleção natürlich nicht teil. Für diese Wochenende hat man sich zwei europäische Schwergesichter in den Terminkalender gepackt: So absolvierte die Truppe von Luiz Felipe Scolari, der übrigens an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt, er hatte die Blues kurz von 2008-2009 trainiert, am vergangenen Donnerstag ein 2:2 gegen Vizeeuropameister Italien und tritt heute gegen den ewigen Geheimfavoriten Russland an.