Fazit
Mit 2:1 behält die Überrschaungsmannschaft aus Hannover gegen den VfB Stuttgart die Oberhand, schiebt sich selber damit auf Rang zwei vor und schickt den VfB tiefer denn je in die Krise. Trotz eines engagierten Auftritts und des zwischenzeitenlichen Ausgleichs stehen die Schwaben am Ende wieder mit leeren Händen dar. Was die Mannschaft sich vorne erarbeitet, stößt sie hinten gleich wieder um - viel augenfälliger als die Entstehung des 1:2 kann die Misere der Stuttgarter wohl nicht demonstriert werden.
Die Niedersachsen hingegen feiern nicht nur einen durchaus verdienten Sieg, den fünften in Serie, sondern nun auch die zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Saison ihrer Bundesligageschichte. Wer hätte das nach Ablauf der letzten Spielzeit gedacht?! Das war's für heute Abend aus Hannover!

Nein, die Kugel ist schon wieder zurück in den Reihen der Niedersachsen. Stindl hat als nächster das 3:1 auf dem Fuß, verstolpert aber auch.

2:30 Minuten drüber, ein letzter Angriff der Gäste?

Junge Junge! Stuttgart macht hier jetzt alle Schotten auf, aber die Gastgeber lassen beste Kontergelegenheiten fahrlässig liegen!

Die reguläre Spielzeit ist um. Drei Minuten Nachschlag werden vor 36290 Zuschauern nachgespielt.

Erst jetzt öffnen sich den Gastgebern Räume für Konter. Ya Konans Abschluss gerät aber diesmal zu überhastet und die entgültige Entscheidung wird vertagt.

Noch eine Möglichkeit für den VfB, doch Niedermeier verpasst die Hereingabe von Harnik knapp.

Mangelnder Wille, so viel sei zum Trost für alle Fans des VfB gesagt, ist den Gästen nicht zu unterstellen. Sie tun und machen und versuchen viel, doch es gelingt em Ende wenig.

Knappe sechs Minuten noch zu spielen, Hannovers Fans sind siegesgewiss. "Oh, wie ist das schön" hallt durchs Rund der AWD-Arena.

Pavel Pogrebnyak versucht es in halblinker Position aus dem Lauf. Der Russe trifft die Kugel aber nicht wie erwünscht und sie fliegt am kurzen Eck vorbei.

Jan Schlaudraff verlässt nach einem erneut gutem Spiel den Rasen. Das sehen Hannovers Anhänger ebenso und verabschieden den Stürmer mit viel Applaus.

Tooor für Hannover 96, 2:1 durch Didier Ya Konan
Oh je, VfB! Das ist amateurhaft! Keine 2 Minuten nach dem umjubelten Ausgleich kassieren die Schwaben hier den erneuten Rückstand! Einwurf auf der linken Seite und kollektiver Tiefschlaf der Gäste. Schulz hebt Ya Konan die Kugel in den Lauf und der Ivorer ist auf links durch, behält die Ruhe und schiebt flach ins lange Eck!

Tooor für VfB Stuttgart, 1:1 durch Georg Niedermeier
Der Ausgleich aus dem oft bemühten Nichts! Einen Freistoß von Gebhardt verlängert Niedermeier mit dem Hinterkopf ins Netz! Hannovers Schlussmann sah da alles andere als gut aus.

Schlaudraff versucht es direkt - drüber.

Gelbe Karte für Philipp Degen (VfB Stuttgart)
Degen rammt kurz vor dem eigenen Strafraum Schlaudraff zu Boden. Das gibt die Karte und eine gute Freistoßposition für die Gastgeber.

Das kann man pfeifen, Herr Gräfe! Ya Konan wird auf die Reise geschickt. Im Duell mit Delpierre, der ja bereits Gelb gesehen hat, fällt er dann kurz vor dem Strafraum. Glück für den Stuttgarter, der da etwas hüftsteif zu Werke ging.

Harnik, der bisher einen ganz blass Abend bot, versucht es aus der Distanz. Sein Schuss kommt aber nicht weit, ein Hannoveraner Körperteil blockt den Ball ab.

Auch Jens Keller hat die Zeichen der Zeit erkannt und verpasst seiner Elf mit der Hereinnahme von Johan Audel eine noch offensivere Marschroute. Für den französischen Stürmer ist es der dritte Bundesligaeinsatz.

Viel ist es weiterhin nicht, was die Schwaben bieten. Und allmählich dürften die Blicke vermehrt der Uhr gelten.

Chance für den VfB: Cacau bedient Gentner am rechten Fünfer. Der versucht den Ball am heraustürzenden Fromlowitz vorbei isn kurze Eck zu spitzeln, trifft aber nur das Außennetz.

Diesmal sind es die Niedersachsen, die einen Freistoß blitzschnell ausführen. Stuttgarts Hintermannschaft pennt und Rausch zieht rechts davon. Dann aber verzettelt er sich am 16er und statt dem gut platzierten Schlaudraff die Kugel zu überlassen, zieht er lieber selber ab. Zu seinem wie Schlaudraffs Ärger wird der Schuss abgeblockt.

Gelbe Karte für Didier Ya Konan (Hannover 96)
Pinto fällt im Stuttgarter Strafraum und die 96er fordern vergeblich Elfmeter. Schiri Gräfe hatte gute Sicht und dürfte mit der Entscheidung richtig gelegen haben. Die Stuttgarter wollen dann einen Freistoß schnell ausführen, was Ya Konan unterbindet. Das ahndet Gräfe sogleich mit der Karte.

Rausch tritt den Freistoß, macht das aber mit zuviel Kraft, so dass die Kugel hinter dem langen Pfosten ins Toraus segelt.

Auf der Gegenseite meldet sich Hannover in der Offensive zurück und Schmiedebach holt gegen Gebhardt einen Freistoß heraus. Ort des Geschehens: Ein Meter vor der rechten Strafraumgenze...

Nun versucht er sich mal wieder im Abschluss. Sein flacher Schuss in Nähe des rechten Strafraumecks streicht aber gute 1 1/2 Meter am langen Pfosten vorbei.

Cacau wühlt fleißig im Stuttgarter Mittelfeld. Nach Pogrebnyak Hereinnahme kann er sich nun weiter fallen lassen. Dennoch ist sein Einsatz zumeist eher glücklos bisher.

Gelbe Karte für Matthieu Delpierre (VfB Stuttgart)
Dann eben beim nächsten Versuch: Delpierre hält nur Augenblick spätergegen Schlaudraff den Fuß drauf und Gräfes Geduld ist nun am Ende.

Aua. Delpierre geht gegen Stindl an der Seitenlinie rüde zu Werke. Eine scheinbar durch gelbwürdige Aktion, aber womöglich hat er wirklich zunächst nur den Ball gespielt. So oder so lässt Schiri Gräfe die Karte stecken.

Auf jeden Fall zeigen sich die Schwaben gleich mal in Hannovers 16er. Gebhardt verbreitet einen Hauch von Gefahr, dann zieht Pogrebnyak mit seinem ersten Ballkontakt ab. Das war aber noch nichts.

Abschnitt zwei ist angepfiffen. Jens Keller hat auf die Darbietung seiner Elf erstmals reagiert und Élson durch Pogrebnyak ersetzt. Ob der Russe dem Spiel des VfB entscheidende Impulse verleihen kann?

Halbzeitfazit
Im nasskalten Hannover heizen die beiden Mannschaften den Zuschauern ein. Es ist ein unterhaltsames, ein temporeiches Bundesligaspiel, dass die knapp 40000 Fans hier in den ersten 45 Minuten gesehen haben. Den Gastgebern tropft das Selbstbewusstsein förmlich aus allen Poren: Einsatz, Spielfreude und der Mut zum riskanten Pass und Abschluss - Hannover knüpft weiter an die Leistungen der vergangenen Wochen an und führt unterm Strich verdient. Auf Seiten der Schwaben wackelt mal wieder die Defensive, doch wie ebenfalls üblich haben sie auch wieder angedeutet, dass sie jederzeit für eigene Treffer gut sind. Hier ist also noch alles offen!

Nach einer Halbfeldflanke drückt Pogatetz den Ball per Kopf aus gut und gerne 20 Metern aufs Tor. Platziert ist der Kopfstoß zwar, aber aus der Distanz fehlt es dann am nötigen Speed, so dass Ulreich sich die Kirsche sicher greifen kann.

Und Hannover setzt nach: Schlaudraff legt von der Grundlinie auf Rausch ab. Dessen Schuss fälscht Delpierre zur Ecke ab. Die aber bereitet den Gästen dann mal keine weiteren Sorgen.

Ein Rückstand bedeutet in dieser Saison übrigens wahrlich nichts gutes für den VfB: Erst ein einziges Pünktchen blieb in zehn Fällen am Ende übrig!

Doch der VfB hat hier sofort den Ausgleich auf dem Fuß, sogar gleich zweifach! In beide Fällen ist es Cacau, der die postwendende Antwort aber verpasst. Nach einer Ecke rettet Schmiedebach einen Kopfball des Nationalstürmers mit der Schulter, kurz darauf scheitert er an Fromlowitz.

Tooor für Hannover 96, 1:0 durch Didier Ya Konan
Das hatte sich doch angedeutet! Ya Konan erzielt die Führung für Hannover 96! Aber was war das für ein Abwehrverhalten beim VfB? Ein langer Ball auf Stindl, der zunächst völlig frei in der Spitze lauerte. Er will dann auf den Ivorer zurücklegen, doch letztlich ist es Boka, der die Kugel trifft. Und drei Stuttgarter vermögen es weder den Ball noch Ya Konan aufzuhalten! Der schiebt dann mit links Ulreich die Kugel durch die Hosenträger!

Élson zum Dritten: Wieder versucht es der Brasilianer aus Reihe zwei. Aber irgendwie sollte er die Justierung mal nach unten schrauben, seine Bälle segeln bisher alle drüber.

Ei ei ei! Die Chancen der Gastgeber werden immer besser! Nach einem abgefälschten Schuss von Schmiedebach gibt es Ecke für 96. Und die kann Emanuel Pogatetz am langen Pfosten beinahe verwerten. Dass er den Ball knapp verpasst, ist Glück für den VfB!

Augenblicke später versucht es Stuttgarts Élson mit einem Schlenzer Richtung rechten Giebel.. Schöner Schuss, aber doch ein gutes Stück vorbei.

Andersherum gehts es jetzt blitzschnell: Nach nur zwei, drei Stationen kommt 96 gefährlich zum Abschluss. Ulreich kann Stindls guten Schuss nach feiner Vorarbeit von Schlaudraff und Ya Konan so gerade noch parieren!

Was tun, VfB? Hannovers gesamte Elf arbeitet bei Ballbesitz der Schwaben in der Defensive. Bisher findet Kellers Elf kein Mittel dagegen.

Die Spieler wechseln, die Anfangsbuchstaben bleiben: Chahed ersetzt Cherundolo, der sich zuvor verletzt hatte und den Platz nur sehr unrund laufend verlassen kann.

Dann versucht man's halt mal mit einer Einzelaktion! Ya Konan schnappt sich nach einem Fehler von Boka die Kugel und marschiert durch die Reihen der Schwaben. Seinen Schuss kann Keeper Ulreich dann zunächst nur abklatschen lassen, hat ihn aber im Nachfassen, ehe es nochmal gefährlich wird.

Die Hannoveraner Offensive, die natürlich um die Schwächen in Stuttgarts Hintermannschaft weiß, versucht mit zügiger Überbrückung des Mittelfeldes und schnellen Pässen auf Ya Konan und Schlaudraff die Gäste zu überrumpeln. Bisher führte das aber noch nicht zum Erfolg.

Auf der Gegenseite sehen wir die zweite Ecke der Gäste und was wir sehen, ist keine Verbesserung gegenüber der ersten.

Rausch zum zweiten. Diesmal zielt der Linksfuß schon besser, setzt den Ball aber genau in Ulreichs Arme.

Schlaudraff gibt rechts raus auf Stindl und alles scheint bereitet für einen schnellen Konter der Gastgeber. Dummerweise ist Stindl nicht der Allerschnellste und wird schon nach wenigen Metern gestellt.

Der Boden dürfte Schüssen aus der zweiten Reihe heute durchaus entgegen kommen. Flachschüssen aber, versteht sich. Es ist regnerisch in Hannover und das Geläuf erkennbar seifig.

Standardfloskel für solche Szenen: "Na, warum denn nicht?". Gemeint ist natürlich ein Distanzschuss, Marke "nicht richtig gefährlich, aber auch nicht wirklich harmlos". Konstantin Rausch war es, der aus halblinker Position schoss.

Steven Cherundolo legt Gebhart an der Seitenlinie um. Der anschließende Freistoß verlässt den Hannoveraner 16er aber ebenso schnell wieder, wie er gekommen ist.

Die erste Ecke gehört dem VfB. Élson bringt die Kugel in den 16er, dort aber klärt Stürmer Ya Konan.

Nächster Freistoß für 96, diesmal aus dem linken Halbfeld. Der Ball segelt hoch an den Fünfer, aber irgendwo dort hat der Schiri ein Offensivfoul gesehen und pfeift das Ganze ab.

Auf der Gegenseite wird es da schon brenzliger, da Stindl vor Ullreichs Gehäuse auftaucht. Der Stuttgarter Schlussmann ist aber rechtzeitig am Ball.

Ein erster zaghafter Vorstoß des VfB. Der überraschend aufgebotene E Élson versucht es aus der zweiten Reihe, trifft die Kugel aber nicht wie gewollt und sie kullert ins Toraus.

Keine 50 Sekunden gespielt und die Schwaben müssen zum ersten Mal aufpassen: Pinto tritt einen Freistoß von der linken Seite in den 16er. Gefährlich wirds aber nicht, denn der Portugiese macht das sehr mäßig.

Die Kugel rollt in der AWD-Arena!

Die Teams sind auf dem Rasen und Schiri Gräfe nimmt mit den beiden Kapitänen die Seitenwahl vor. Anstoßen werden die Gäste aus Stuttgart, die in weißen Trikot und roten Hosen antreten.

Eine letzte Anekdote zum VfB kurz vor dem Anpfiff: 28 Tore haben die Schwaben derzeit auf dem Konto. Mit so vielen Treffern stand nach 15 Spieltagen noch nie ein Team auf einem Abstiegsplatz! Und dass der Tabellensechzehnte ein besseres Torverhältnis (+/- 0) als der Vierte (-1) hat, kommt sicher auch nicht alle Tage vor.

Die Gastgeber können hingegen fast aus dem Vollen schöpfen. Zwar kämpften Sergio Pinto, Konstantin Rausch und DaMarcus Beasley mit muskulären Problemen, doch nur der Amerikaner wird heute nicht zur Verfügung stehen. Mohammed Abdellaoue und Carlitos haben sich derweil im Training zurückgemeldet, ein Einsatz kommt aber für beide noch zu früh.

Auf Seiten der Gäste ist ist der zuletzt angeschlagene Arthur Boka zwar an Bord, dafür aber werden die Schwaben heute auf die angeschlagenen Serdar Tasci, Khalid Boulahrouz , Daniel Didavi, Stefano Celozzi und den noch immer rotgesperrten Ciprian Marica verzichten müssen.

Im Fokus steht vor allem natürlich Jens Keller, seit dessen Übernahme des Traineramtes von Christian Gross sich nicht allzu viel geändert hat. In Hannover will der ehemalige Abwehrspieler des VfB nun "das Glück erzwingen". Dazu gehört offenkundig auch, sich selber stark zu reden. Und so hält Keller vor dem Duell in der niedersächsischen Landeshauptstadt nicht nur für den Gegner lobende Worte bereit, sondern auch für die eigene Mannschaft und deren Trainingseifer. Der führte offenbar mitunter auch zu hitzigen Diskussionen unter den Spielern, aber auch das weiß Keller in warme Worte umzumünzen: " Es fliegen auch mal die Fetzen, aber das zeigt mir, dass die Mannschaft lebt", so der 40-Jährige.

Heute wie damals hat es im bisherigen Saisonverlauf nur zu 12 Punkten gereicht - eine mehr als enttäuschende Bilanz. Doch im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als man den Abstand zum rettenden Ufer bei nur einem Punkt Rückstand noch direkt vor Augen hatte, müssen die Stuttgarter heute schon fast zum Fernglas greifen. Auf vier Punkte Vorsprung ist mit Schalke der Tabellenfünfzehnte bereits enteilt, da kann man ruhigen Gewissens davon sprechen, dass der VfB nach zuletzt fünf sieglosen Spielen allmählich zum Punkten verdammt ist. Und ob noch einmal eine solche Serie wie im vergangenen Jahr gelingt, dürfte alles andere als sicher sein.

Duell mit vertauschten Rollen: Wohl kaum ein Experte hätte vor der Saison heftigen Einspruch gegen eine Prognose erhoben, die dieses Spiel zum Duell des Vierten gegen den Sechzehnten gemacht hätte. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hätte wohl auch jeder die Rollen andersherum verteilt.
Nun aber erwarten die im vergangenen Frühsommer nur ganz knapp nicht abgestiegenen Niedersachsen als eines der Spitzenteams der Liga die kriselnden Schwaben, die die vergangene Spielzeit nach einer fulminanten Rückrunde immerhin als Tabellensechster abgeschlossen haben. Und doch scheinen die Anhänger des VfB gerade eine Art Déjà-vu erleben. Denn wenn wir genau ein Jahr zurückblicken, auf die Tabelle nach dem 15. Spieltag der Saison 2009/2010, dann grüßte welche Mannschaft von Rang 16? Richtig, der VfB Stuttgart!