Fazit
Erst durch ein kleines Drama zieht der VfL Wolfsburg in die zweite Pokalrunde ein und wahrt damit die Chancen auf das erste Finale in Berlin seit 1995. Die Südhessen machten es den Niedersachsen wie erwartet schwer, fighteten sich die Lunge aus dem Leib und hatten in der Verlängerung gar die klareren Tormöglichkeiten, müssen sich am Ende aber doch erhobenen Hauptes geschlagen werden. Wolfsburg dominierte das Spiel, ließ den noch fehlenden Wettkampfmodus aber deutlich durchscheinen, sodass kaum mehr als halbgare Chancen dabei heraussprangen. Mit Ausnahme des ersten Elfmeters blieben die Wölfe in der abschließenden Lotterie jedoch erstaunlich cool und verwandelten sicher. 98 wird aus dem langen Fight seine positiven Schlüsse für die Zweitligasaison ziehen, während der VfL die bittere Pille gegen Atlético Madrid zumindest teilweise vergessen machen kann. Am Freitag warten die Bayern zum Saisonauftakt - eine Abwechslung im Spielverlauf ist den Wölfen also sicher.

Elfmeter verschossen SV Darmstadt 98: Milan Ivana

Elfmeter verwandelt VfL Wolfsburg: Vieirinha

Elfmeter verwandelt SV Darmstadt 98: Dominik Stroh-Engel

Elfmeter verwandelt VfL Wolfsburg: Ivica Olić

Elfmeter verschossen SV Darmstadt 98: Maurice Exslager

Elfmeter verwandelt VfL Wolfsburg: Kevin De Bruyne

Elfmeter verwandelt SV Darmstadt 98: Fabian Holland

Elfmeter verwandelt VfL Wolfsburg: Ricardo Rodríguez

Elfmeter verwandelt SV Darmstadt 98: Hanno Behrens

Elfmeter verwandelt VfL Wolfsburg: Bas Dost

Elfmeter verwandelt SV Darmstadt 98: Romain Brégerie

Elfmeter verschossen VfL Wolfsburg: Naldo

Das Elfmeterschießen rückt näher. Die Lotterie, die Darmstadt vor einem Jahr gegen Borussia Mönchengladbach die zweite Runde bescherte. Ein Vorteil gegenüber den im Shootout unerfahrenen Wölfen?

Olic geht links bis an die Grundlinie und bringt die Kugel halbhoch in die Mitte, wo Sturmpartner Dost bereits lauert, aber zu wenig Druck hinter die Kugel bekommt. Mathenia kann sich nach langer Zeit mal wieder auszeichnen - mehr oder weniger, denn der Ball fiel ihm direkt in die Arme.

Das Spiel scheint nun weitaus ausgeglichener als über weite Strecken der regulären Spielzeit. Wieder ist der der unermüdliche Heller in der Mitte nicht aufzuhalten, spielt das Leder auf links zu Kempe, der die Kugel allerdings nicht genau in die Füße bekommt und so abbrechen muss. Wäre der Pass genauer gekommen, wäre Kempe wohl durch gewesen. Glück für Wolfsburg.

Die Halbzeit der Verlängerung hat die Gemüter am Böllenfalltor wieder beruhigt. Wolfsburg wankte, Wolfsburg schwamm, scheint jetzt aber wieder seine Linie gefunden zu haben. Doch führt die Linie ins Elfmeterschießen?

Arnold merkte man an, dass er konditionell an seinen Grenzen wanderte. Medojevic soll jetzt wieder für Ordnung sorgen und Darmstadts Offensivlauf unterbinden.

Darmstadt drückt! Langer Ball in den rechten Strafraum auf Ivana, der direkt in die Mitte weiterspielt auf Toptorjäger Stroh-Engel, der trotz seiner fast zwei Meter Körpergröße nicht voll hinter die Kugel kommt, sodass der Ball knapp links am Kasten vorbeirollt. Was ist los mit dem Bundesligisten?

Ivana rückt bei den Lilen auf die rechte Seite, sodass Kempe in die Mitte geht.

Erste dicke Chance für 98! Heller lässt auf der linken Seite den defensiv unerfahrenen Vieirinha aussteigen, bringt das Ding in die Mitte, wo Behrens zwar ran kommt, aber um einen Meter das Eckige verfehlt. Das war knapp!

Gelbe Karte für Vieirinha (VfL Wolfsburg)

Hui! Arnold spielt einen ziemlich harten Rückpass auf Grün, der noch gerade so sein langes Bein an die Kugel kommt und zur Seite abwehren kann. Glück für Grün und Grün-Weiß!

Weiter geht's. Bei Wolfsburg kommt der Brecher: Dost ist für Hunt im Spiel und soll trotz vieler Abwanderungsgerüchte für das goldene Tor sorgen.

Zwischenfazit
Darmstadt rettet sich hinten drin stehend in die Verlängerung! Wolfsburg konnte gegen die Lilen kein Rezept finden, obwohl in der letzten halben Stunde kaum noch ein offensiver Ballkontakt für die Südhessen zu verzeichnen war. Aber die großen Chancen blieben aus, und so gibt es 30 weitere Minuten dieses Pokalfights!

Zwei Minuten gibt es oben drauf am Böllenfalltor, gibt es noch einen Lucky Punch vor der drohenden Extra-Time?

Gelbe Karte für Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg)

Starke Einzelaktion von De Bruyne, der über links gleich mehrere Lilien stehen lässt und an den zweiten Pfosten flankt, aber Guilavogui kann den hohen Ball nicht volley aufs Tor bringen.

Endlich mal wieder ein Pass direkt in den Strafraum von Rodriguez, doch Olic ist in einem zu spitzen Winkel und kann grätschend nur noch einen Kullerball aufs Gehäuse bringen.

Mit Berzel kommt bei den Lilien ein Mann, der mit Wolfsburg 2012 die A-Jugend-Meisterschaft gewinnen konnte.

Ist es der typische Strafraumstürmer, der den Wölfen in dieser Phase fehlt? Wohl kaum, denn auch vom Mittelfeld kommt heute kreativ zu wenig beim Favoriten aus dem Norden.

Gelbe Karte für Dominik Stroh-Engel (SV Darmstadt 98)

Wolfsburg hat fast nur noch Ballbesitz, aber der SVD zieht sich immer weiter zurück und will das 0:0 nur noch in die Verlängerung retten. Nach wie vor findet der VfL kein Patentrezept gegen fightende Lilien.

Hunt wird über rechts stark eingesetzt, zögert dann aber an der Strafraumgrenze zu lange und will nochmal auf Arnold zurücklegen, in dessen Schuss sich ein Darmstädter werfen kann. Da hätte Hunt wohl eigennütziger sein müssen.

Caligiuri soll über links für mehr Betrieb sorgen, Maxi Arnold rückt daher auf die Malanda-Position ins defensive Mittelfeld, wird die Rolle aber wohl offensiver interpretieren.

Kaum ernsthafte Torgelegenheiten in dieser Phase - insbesondere Wölfetrainer Dieter Hecking wird das nicht gefallen, er holt bereits einige Auswechselspieler vom Warmmachen zu sich.

... erneut Rodriguez, der nun aber in den Strafraum chippt, wo Naldo mit dem Kopf ablegt auf Stürmer Olic, der jedoch gut zehn Meter mittig vor dem Tor verzieht. Immerhin eine Variante!

Erneut eine Naldo-Position, diesmal vielleicht fünf Meter näher am Kasten Mathenias. Eine Spielertraube steht bereit...

... denkste! Rodriguez nimmt sich der Kugel an und versucht sie aus der Entfernung zu zirkeln. Das war gar nicht schlecht, die Kugel rauscht einen halben Meter rechts vorbei und entlockt den Zuschauern immerhin ein Raunen.

Naldo steht 30 Meter vor dem Tor bereit für einen Freistoß, das ist seine Position...

Eine Stunde vorbei, nach wie vor fehlt das Wolfsburger Powerplay, der letzte Wille, den Bann zu brechen. Auch von Darmstadt kommt naturgemäß nicht allzu viel, aber der Gastgeber könnte sicherlich auch mit einer Verlängerung gut leben.

Kein schlechter Schuss von De Bruyne aus der zweiten Reihe, nachdem es für Arnold erneut zu voll im Strafraum geworden war. Aber gut einen Meter rechts vorbei, der junge Mathenia muss nicht eingreifen.

Wieder schießt Kempe einen gut positionierten Standard nur halbhoch in die Beine eines Grün-Weißen. Das kann der Ex-Karlsruher viel besser.

Darmstadt scheint jetzt nach der Pause ein bisschen mehr Dampf auf das Wolfsburger Gehäuse bringen zu wollen. Der VfL ist aktuell ein wenig aus dem Konzept gebracht und muss sich dringend neu ordnen, um Struktur in sein Spiel zu bekommen.

... aber Kempes Hereingabe ist zu harmlos, leicht geklärt von den Wölfen.

Heller macht das auf der linken Seite gegen Vieirinha geschickt und holt einen Freistoß heraus. Gute Position für die Gastgeber...

Starker Pass von De Bruyne auf Rodriguez, der flach in die Mitte passt und fast auch Malanda erreicht, doch Brégerie ist zur Stelle und klärt im allerletzten Augenblick. Wichtig!

Ballrollen in Darmstadt! Beide Teams sind zunächst unverändert auf dem Platz.

Halbzeitfazit
Der SV Darmstadt 98 hält den Bundesligisten vom VfL Wolfsburg in Schach und geht mit einem torlosen Unentschieden in die Halbzeitpause. Wolfsburg begann druckvoll, verlor aber mit zunehmender Spielzeit an Power und ließ Die Gastgeber gegen Ende des Spielabschnitts mehr und mehr kommen. Zwar war die Dominanz der Niedersachsen durchgehend zu spüren, doch fehlt es noch an herausgespielten Chancen bzw. der nötigen Kreativität gegen leidenschaftlich kämpfende Südhessen. Gleich geht's weiter!

Es scheint inzwischen die Kreativität im Spiel der Wölfe zu fehlen. De Bruyne fällt auf der linken Außenbahn nicht anderes ein, als die Kugel aus dem Halbfeld viel zu weit an den zweiten Pfosten zu flanken, wo Arnold nie und nimmer herankommen kann.

Plötzlich zieht der SVD ein Powerplay vor dem Wolfsburger Kasten auf und flankt mehrmals vor das Tor, doch bisher kann die Innenverteidigung bestehend aus Naldo und Knoche alles dank ihrer Kopfballstärke klären. Aber da muss der Bundesligist wachsam bleiben.

Darmstadt schießt auf's Tor! Nach einem langen Ball in den rechten Strafraum ist Dennis Kempe aggressiver als Rodriguez und erkämpft sich den Ball vor dem Schweizer. Sein Flach-Abschuss ist aber kein Problem für Grün, der schnell unten ist und festhalten kann.

Wolfsburg dominiert, aber die ganz klaren Torchancen bleiben bis auf den Lattenschuss von De Bruyne bislang noch aus. Trainer Hecking wird sich allmählich was einfallen lassen müssen.

Erstmals Gefahr vor Max Grün: Not-Rechtsverteidiger Vieirinha köpft einen langen Ball mit dem Hinterkopf zum Keeper zurück, der nur knapp vor Heller an die Kugel kommt. Glück für den Portugiesen!

Nun auch der erste Distanzschuss der Ostniedersachsen: Arnold legt vor der weiß-blauen Mauer zurück auf Neuzugang Guilavogui, der es unter Druck mit einem Fernschuss versucht, doch der Ball wäre ohne Laufbahn wohl auf die Tribüne gegangen.

Gelbe Karte für Junior Malanda (VfL Wolfsburg)
Der Belgier tritt Behrens in der eigenen Hälfte auf den Schlappen und kassiert die erste Verwarnung für die Gäste.

Beim VfL rochieren die drei Offensivkräfte hinter Olic immer wieder - das kommt heute insbesondere De Bruyne zugute, der bis jetzt der auffälligste Mann auf dem Feld ist und die Defensive der Gastgeber vor Probleme stellt.

Latte! Wieder geht es nach einem Darmstädter Ballverlust schnell nach vorne: Olic sieht vor dem Strafraum De Bruyne freistehen, der von links in die Mitte zieht und von der Strafraumkante auf Tor schlenzt, doch der Ball landet nur oben auf dem Querbalken. Beste Chance des Spiels bisher.

Die Stimmung auf den Rängen ist in jedem Fall klasse - die gut 15000 am Böllenfalltor machen trotz der Laufbahn ordentlich Lärm und sorgen für echte Pokalatmosphäre. So soll's sein!

Gelbe Karte für Jerôme Gondorf (SV Darmstadt 98)
Verwarnung für den Ersatzkapitän der 98er, nachdem er Guilavogui etwas ungeschickt an der Mittellinie von den Beinen geholt hat.

Darmstadt kämpft und geht energisch in die Zweikämpfe, kann das Spiel allerdings noch nicht weit weg vom eigenen Tor halten. Dafür haben sich die Wolfsburger wohl auch zu viel vorgenommen heute - Stichwort Wiedergutmachung.

Kaum rücken die Lilien mal auf, kontern die Wölfe: Arnold spurtet über links über den halben Platz und bringt das Spielgerät halbhoch an den Strafraum, wo De Bruyne zunächst auch technisch gut annimmt, dann aber einen Haken zu viel spielt, sodass er von der SVD-Defensive gestellt werden kann.

Nächste Chance für die Gäste: Hunt wird über links fein eingesetzt. Der Ex-Bremer bringt die Kugel flach in den Rückraum der Abwehr, wo De Bruyne erst spät an das Leder kommt, dann aber auch deutlich zwei Meter links neben das Tor zielt.

Wolfsburg bislang mit deutlichem Übergewicht, die Grün-Weißen lassen den Ball laufen und müssen als Bundesligist das Spiel machen. Darmstadt läuft erstmal nur hinterher.

Erste Möglichkeit für die Wölfe! Nach einem Rodríguez-Freistoß von der rechten Außenseite ist Neuzugang Guilavogui in der Mitte frei, doch der Franzose setzt die Kugel mit links deutlich über das Tor.

FIFA-Schiedsrichter Peter Gagelmann gibt die Partie frei, Darmstadt in weißen Trikots und dunkelblauen Hosen, Wolfsburg mit ihren neuen grünen Jerseys und dem weißen X.

Die Teams sind auf dem Rasen, gleich geht's los unter Flutlicht am Böllenfalltor!

Darmstadt gegen Wolfsburg – diese Partie gab es bislang lediglich zweimal. In der Zweitligasaison 1992/93 gab es jeweils einen deutlichen Sieg für die Heimmannschaft: Darmstadt gewann zu Hause mit 4:0, der VfL konnte am Elsterweg mit 3:0 die Oberhand behalten.

Ganz anders die Gastgeber: Dirk Schuster kann nahezu aus dem Vollen schöpfen, lediglich der etatmäßige Kapitän Aytac Sulu ist aufgrund von Gesichtsverletzungen aus dem Ingolstadt-Spiel nicht dabei. Für ihn spielt Benjamin Gorka in der Innenverteidigung. „Er hat in der vergangenen Saison den Nachweis erbracht, dass er ein überragender Verteidiger ist“, ist Schuster voll des Lobes für den Ersatzmann.

So steht heute Max Grün im Tor der Wölfe, während die Not auf der Rechtsverteidigerposition mit Rechtsaußen Vieirinha gelöst wird, der aufgrund seiner Kampfstärke zurückrückt. Im defensiven Mittelfeld bilden der junge Malanda und Neuzugang Joshua Guilavogui heute das Gespann, während vorne mit Hunt, De Bruyne, Arnold und Olic die vermeintlich erste Garde aufläuft.

Als wäre das Formtief noch nicht Last genug, drückt die Niedersachsen nach wie vor erhebliches Verletzungspech. Christian Träsch, Felipe Lopes, Patrick Ochs sowie Ivan Perišić können definitiv nicht dabei sein, Torhüter Diego Benaglio sowie Timm Klose, Sebastian Jung, Kevin Scheidhauer und Luiz Gustavo waren bis vor der Partie zumindest fraglich. Neuzugang Nicklas Bendtner, der am Freitag auch offiziell vorgestellt wurde und auf dem die Sturmhoffnungen der kommenden Spielzeit liegen, wurde für dieses Wochenende aus privaten Gründen noch freigestellt und wird erst morgen das Training mit der Mannschaft aufnehmen.

Geärgert werden – eine Erfahrung, die Wolfsburg in der Vorbereitung zur Genüge gemacht hat. 15 Gegentore in den letzten sechs Vorbereitungsspielen, darunter das peinliche 1:5 gegen Spaniens Meister Atlético Madrid beim Stadionfest letzten Sonntag. „Das war ein unterirdischer Auftritt. So gibt es im Darmstadt ein böses Erwachen“, so Trainer Dieter Hecking nach der Partie. In der Folge wurden zwei trainingsfreie Tage gestrichen, um sich mit voller Konzentration der Aufgabe bei den Lilien zu stellen.

Der 46-jährige Übungsleiter des SVD betonte im Laufe der letzten Saison immer wieder, dass sich der Erfolg über Gladbach auf die ganze folgende Spielzeit auswirkte, an der am Ende der Aufstieg in die zweite Bundesliga stand. Auf einen ähnlich positiven Effekt hofft nun die ganze Stadt, schließlich soll das Abenteuer 2. Bundesliga nicht schon nach einem Jahr wieder gelaufen sein. Zumindest der Saisonstart verlief mit vier Punkten aus zwei Spielen schon erfreulich für die Südhessen, obwohl mit Sandhausen und Ingolstadt sicherlich noch nicht die ganz großen Gegner bespielt wurden. „Dennoch“, so Schuster, „haben wir prozentual nur eine kleine Chance, die nächste Runde zu erreichen. Wir wollen Wolfsburg so lange wie es geht ärgern.“

„Wenn der VfL Wolfsburg nach Darmstadt kommt stehen sich grundsätzlich zwei total verschiedene Welten gegenüber - ein Marktwert von knapp 175 Millionen Euro trifft auf 7,5 Millionen.“ – zumindest was theoretische Zahlenspiele betrifft zeigt sich Darmstadt-Coach Dirk Schuster bestens vorbereitet. Aber auch in der Praxis ist der Trainer des Zweitligaaufsteigers sicherlich nicht naiv, schließlich weiß er genau, wie man einen hoch favorisierten Bundesligisten aus dem Pokal wirft. Vor einem Jahr musste Borussia Mönchengladbach nach Elfmeterschießen dran glauben, bevor sich in der zweiten Runde der FC Schalke 04 als zu stark erwies.